Mit dem Neubau des Verfügungsgebäude beginnt die bauliche Realisierung des Campus der neuen Technischen Universität Nürnberg. Unser Entwurf setzt sich das Ziel eine ausgewogene Antwort auf die vielfältigen Anforderungen (Städtebau, Raumprogramm, Funktionalität, Flächeneffizienz, Ökologie etc.) als wirtschaftliches, nachhaltiges und zukunftsweisendes Low-Tech-Gebäude zu geben. Im Ergebnis soll das Gebäude als markantes Markenzeichen der zukünftigen Hochschule auf dem Campus in Nürnberg wahrgenommen werden.
Das Verfügungsgebäude bildet den städtebaulichen Auftakt auf dem Campus. Die städtebauliche Setzung berücksichtigt das heute zur Verfügung stehende Baufeld, bezieht sich aber bereits jetzt auf die im zukünftigen Masterplan vom Architekturbüro Ferdinand Heide vorgesehenen Baufluchten der Blockstruktur. Diese Positionierung lässt Raum für ein zusätzliches Gebäude auf der Ostseite. Mit der Erweiterungsoption des BA 2 auf der Westseite kann das Gebäude sukzessive zu einem Block ergänzt und in den Masterplan integriert werden.
Der Entwurf folgt dem Gedanken mit möglichst geringen Mitteln möglichst viel erreichen zu wollen. Die vorgeschlagene stringente Gebäudestruktur bildet die geforderten Raummodule optimal ab und eignet sich ideal für das Bauen mit Holz. Das Gebäude öffnet sich mit dem großflächig verglasten Forum und dem angrenzenden Konferenzbereich über Eck zum Straßenraum und empfängt einladend die Beschäftigten und Besucher. Die vorgelagerte Fassadenbegrünung betont diese Ecksituation und Ausrichtung des Gebäudes und bietet einen geschützten Vorbereich.
Ein innovatives Büro- und Verwaltungsgebäude definiert sich vor allem durch seine Anpassungsfähigkeit und Flexibilität. Entscheidend dafür ist die Ausbildung von Nutzungseinheiten von einer Fläche von bis zu 200qm, die notwendigen Flure im Inneren überflüssig machen und dadurch eine spätere Veränderung der Räume und Nutzungen ermöglichen. Die einzelnen Units sind zusammenhängend als Nutzungseinheiten auf die Geschosse verteilt und mit eigenen Besprechungsräumen und Teeküchen als informelle Treffpunkte versehen. Der große Sitzungssaal mit angrenzender Dachterrasse bietet einen Blick über den gesamten zukünftigen Campus der Hochschule.
Die Holzfassade zeigt die innere Struktur des Gebäudes mit einem ausgewogenen Verhältnis von geschlossenem und geöffnetem Anteil. Ein fein ausgebildetes Fassadenrelief strukturiert die Fassade und lässt sie plastisch in Erscheinung treten. Die Fassadenbegrünung im Bereich des vorgehängten Rankgerüstes an der Südfassade leistet einen wesentlichen Beitrag zum Microklima am Standort.
Der Innenraum wird geprägt durch helle natürliche Materialien, die eine angenehme Aufenthaltsqualität erzeugen. Die Büroräume sind über Systemtrennwände mit offenen und geschlossenen Teilen von den Fluren abgetrennt und schaffen dadurch eine kommunikative Atmosphäre. Bei der Auswahl der verwendeten Materialien steht der Verzicht von gesundheits- und umweltschädigenden Materialien im Fokus.
Für das Vorhaben werden alle wesentlichen Bauteile in Holzbauweise geplant. Besonders hervorzuheben ist bei der gewählten Konstruktion auch das Rückbau- und Recyclingpotenzial, da alle Bauteile am Ende des Lebenszyklus problemlos rückgebaut und recycelt werden können. Weiterhin sind die Außenbauteile und die Anlagentechnik so dimensioniert, dass ein nicht zertifizierter Passivhausstandard bzw. ein Effizienzgebäude 40 erreicht werden kann.